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Adipositas − Sind Frauen dabei gesünder als Männer?

Stark adipöse Frauen sind weniger durch Begleit­erkran­kungen des Herzens und Stoff­wech­sels gefährdet als gleich­alt­rige, eben­falls über­ge­wich­tige Männer. Dies zeigt eine aktu­elle Studie aus Regens­burg, die im Rahmen der Herz­tage 2021 der Deut­schen Gesell­schaft für Kardio­logie vorge­stellt wurde.

Bei Frauen und Männern setzt sich Fett an unter­schied­li­chen Körper­stellen an. Bei Frauen sind dies eher die Hüften und das Gesäß an, bei Männern eher der Bauch. Obwohl Frauen einen höheren Körper­fett­an­teil aufweisen, haben sie ein gerin­geres Risiko an Herz- und Stoff­wech­sel­stö­rungen zu erkranken als Männer im glei­chen Alter – die Gründe hierfür sind bisher noch nicht voll­ständig geklärt.

Dies scheint daran zu liegen, wie unter­schied­liche Männer und Frauen Fett­re­serven spei­chern: Frauen eher subkutan, Männer eher viszeral. Dieses visze­rale Fett hat Auswir­kungen auf den Stoff­wechsel und fördert Entzün­dungen. Es scheint aber noch weitere Faktoren zu geben. Die Regens­burger „Weight Reduc­tion and Remo­de­ling“ Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Bäßler hatte das Ziel, geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Unter­schiede beim Risiko für Herz- und Stoff­wech­sel­er­kran­kungen bei sehr adipösen Pati­enten zu untersuchen.

Frauen hatten unab­hängig davon, ob sie adipös waren, einen wesent­lich höheren Körper­fett­an­teil als Männer. Dennoch wiesen Männer deut­lich häufiger Zucker- und Fett­stoff­wech­sel­stö­rungen sowie Blut­hoch­druck – zusam­men­ge­nommen als meta­bo­li­sches Syndrom bezeichnet– auf als Frauen. Beson­ders stark waren die Unter­schiede bei Menschen unter 40 Jahren – 73 Prozent der Männer und nur 37 Prozent der Frauen waren in dieser Alters­gruppe betroffen. Adipöse Probanden, die außer der Adipo­sitas keine weiteren Krite­rien des Meta­bo­li­schen Syndroms erfüllten, wurden als „gesunde Adipöse“ klas­si­fi­ziert. Die Gruppe der „gesunden Adipösen“ war bei den adipösen Männern quasi nicht vorhanden: nur 4 Prozent der Männer waren tatsäch­lich „nur“ adipös, hingegen erfüllten 16 Prozent der Frauen die Kriterien.

Dr. Chris­tina Strack vom Univer­si­täts­kli­nikum Regens­burg fasst das Ergebnis folgen­der­maßen zusammen: „Zusam­men­fas­send weisen vor allem jüngere Männer trotz iden­ti­schem BMI deut­lich häufiger eine krank­hafte Adipo­sitas auf als gleich­alt­rige Frauen. Insbe­son­dere die bei Männern vorhan­dene abdo­mi­nelle Fett­ak­ku­mu­la­tion scheint hierbei, neben weiteren Faktoren, eine wich­tige Rolle zu spielen.“

Um alle Gründe für dieses unter­schied­liche Risiko zu ergründen, sind noch weitere Studien erfor­der­lich. Bei der Studie wurden bei 356 Adipo­sitas-Pati­enten und 76 Personen einer nicht adipösen Vergleichs­gruppe, Faktoren wie Körper­form, Alter, Alko­hol­konsum, Bewe­gung und Ernäh­rung berücksichtigt.

Quelle: Deut­sche Gesell­schaft für Kardio­logie — Herz- und Kreis­lauf­for­schung e.V.

 

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